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Herstellerporträts

Herstellerporträt

Dovo. Solinger Schneidwaren und Nagelpflege-Instrumente

Als Solinger Firma steht Dovo, Hersteller von Schneidwaren, im Nimbus der Stadt im Bergischen Land. Die „Solingen- Fähigkeit“ hat Dovo jedoch nicht erst durch die Eingemeindung des Gründungsortes, heute Solingen-Wald, erhalten. Bereits mit Gründung ihrer Rasiermesserfabrik Dorp & Voos im Jahr 1906 setzen Carl Dorp und Arthus Voos die hohen Solinger Qualitätskriterien als Standard und bringen dies im Firmenzeichen zum Ausdruck: einem Ritter mit Hammer und Schwert. Der Hammer symbolisiert die Rasiermesserschmiede, das Schwert die Fabrikation und handwerkliche Sorgfalt.

Ihr Betrieb mit angegliederter Schmiede und Hohlschleiferei floriert, erobert bald schon Märkte in Westeuropa und Nordamerika und übersteht den Zweiten Weltkrieg. Erst die Nachkriegszeit soll für die Rasiermesserschmiede zur Herausforderung werden, denn nun treten Rasierhobel und Elektrorasierapparat ihren Siegeszug an, die Nachfrage nach Rasiermessern sinkt.

Doch der neue Eigentümer Fritz Bracht, Stahlwarenfabrikant und gelernter Rasiermesserschleifer, weiß sich zu helfen: Auf Basis eigener Recherchen und Fachgespräche in den örtlichen Frisiersalons läßt er nun zusätzlich Haarscheren fertigen und sichert sich so ein zweites Standbein. Durch die Übernahme anderer Marken und Firmen kann Dovo seine Produktpalette um Haushalts- und Büroscheren, Taschenmesser und Nagelpflege-Instrumente erweitern. Mit Merkur schließlich, einem Rasiergerätehersteller, gehören ab Mitte der 1990er auch Rasierhobel und -pinsel dazu.

Vom Rasiermesser zum Rasiermesser.

Der Erfolg des mittlerweile von Markus Kirschbaum in der dritten Generation geführten Familienunternehmens mit seinen über 80 Mitarbeitern gründet auf Beständigkeit, nicht nur in Sachen Qualität. „Dovo steht nicht für Fashion, sondern für Qualität, daher bieten wir keine ausgefallenen Neuheiten“, erläutert Geschäftsführer Ulrich Wiethoff. Im Gegenteil, Rasiermesser haben sich zur begehrten „Mangelware“ entwickelt, da in den letzten Jahren der Bedarf an Artikeln für die Naßrasur enorm gestiegen ist. Aufgrund des Wiederauflebens der Naßrasur mit dem Messer kann Dovo die Rasiermesserproduktion wieder ausbauen und – erstmals seit 50 Jahren – einen Rasiermesserschleifer ausbilden.

Dieses Fachwissen weiterzugeben und aufrechtzuerhalten ist wichtig, aber nicht leicht, denn auch hier mangelt es wie in vielen Handwerksbetrieben an Nachwuchs. Es ist der Schlüssel, um sich auf den Märkten durchzusetzen, zusammen mit entsprechend ausgebildeten Facharbeitern und der dadurch erlangten Produktqualität, die auch intern auf dem Prüfstand steht: durch beständige Kontrollen von Material, Härte, Schleifbild und Schleifmaß der Schneidwaren. Am Ende werden Rasiermesser, Zangen und Scheren einzeln – auch dies nicht selbstverständlich – auf Funktion und Schärfe geprüft. Und schließlich bürgt auch der Firmenstandort, bis heute unverändert, für Qualität.

Made in Solingen.

Seit Jahrhunderten steht Solingen für Qualität und deutsche Wertarbeit: Älter als das Kennzeichen "made in Germany", war "me fecit Solingen" auf Schwertern bereits im 15. und 16. Jahrhundert Synonym hierfür. Ihren Namen als Marke für Schneidwaren hat sich die Stadt – als einzige weltweit – 1938 per Gesetz schützen lassen.

Dieser Markenschutz, 1995 von der sogenannten Solingenverordnung ersetzt, umfaßt einerseits die geographische Vorgabe, nach der alle wesentlichen Herstellungsstufen im Solinger Industriegebiet (Solingen und die Stadt Haan) stattfinden müssen, auch die Rohware muß dort produziert und eingekauft werden. Andererseits sind Richtlinien zu Arbeitsschritten, Materialien und deren Bruchfestigkeit einzuhalten. So machen heute heißgeschmiedete Scheren knapp 90% der Produktion bei Dovo aus, für deren nötige Härte und Elastizität schon das Rohmaterial von hoher Qualität sein muß.

"In Solingen schleifen wir vor dem Stein."

Liegt in Hamburg der Schleifer über dem Stein, sitzen die Solinger Kollegen vor dem Schleifstein. Doch bevor eine Schere am Schleifstein bearbeitet werden kann, müssen die Einzelteile zum Vergüten. Hierfür werden zunächst die im Gesenk warmgeschmiedeten Rohlinge herausgeschnitten, dann die Schneideblätter gehärtet und angelassen. Dabei gilt: Je höher die Anlaßtemperatur, desto geringer die Härte, die Zähigkeit jedoch nimmt zu.

Nach dem Schleifen, Pließten und Ätzen werden die Scherenteile mit Gewinde und Schraube – auch dies Zeichen hoher Qualität – montiert, die Blätter abgerichtet und die Griffe gesetzt. Bis zur letzten Schnittkontrolle fallen für eine hochwertige Manikürschere über 120 Arbeitsschritte an, die größtenteils manuell ausgeführt werden.

Für Pedikürzangen braucht es nicht minder wenige, jedoch werden sie in ungehärtetem Zustand bearbeitet: Gehärtet und gepließtet wird erst nach dem Fräsen, Montieren, Vernieten sowie dem Schleifen von Form und Außenkontur. Schließlich werden die Schneiden dichtgefeilt, so daß sie sich von der Spitze bis zum Gewerbe, der Gelenkstelle, völlig schließen lassen – kein Licht darf mehr durch den Schneidenspalt scheinen. Nach dem Schärfen wird jede Zange nochmals einzeln kontrolliert. Diese Sorgfalt und die Qualität haben ihren Preis, zahlen sich aber aus, denn die Schneidwaren arbeiten präzise, und dies vor allem lange.