Garderobe & Diele

Hätte eine Garderobe Gefühle, sie wäre wohl nicht selten ein gekränktes Möbelstück. Zumindest gemessen an ihrer Nutzungsintensität erfährt sie meist nicht die Beachtung, die ihr zukommen sollte. Tagtäglich ist sie im Einsatz ... Weiterlesen

Ratgeber

Für Garderobe keine Haftung?

Hätte eine Garderobe Gefühle, sie wäre wohl nicht selten ein gekränktes Möbelstück. Zumindest gemessen an ihrer Nutzungsintensität erfährt sie meist nicht die Beachtung, die ihr zukommen sollte. Tagtäglich ist sie im Einsatz, aber doch eher im Vorbeigehen, in Eile, kaum eines Blickes gewürdigt, dabei wären Flure und Dielen ohne ihre Hilfe recht aufgeschmissen. Eine Garderobe trägt ihre Bürde, tagein, tagaus, sie steht ihren Mann und nimmt die Verantwortung für Jacken und Mäntel niemals auf die leichte Schulter. Sie drängt sich nicht in den Vordergrund, sondern sorgt zurückhaltend für Ordnung gerade da, wo sie dank ständigen Kommens und Gehens oft am schwersten einzuhalten ist. Ohne eine Garderobe herrschte oft Anarchie im Entree. Haftung mag sie vielleicht keine übernehmen, ihrer Aufsichtspflicht jedoch wird sie stets zuverlässig nachkommen.

Die Garderobe. Hüterin der Kleidung.

Dass die Garderobe, oder zumindest das Wort, romanischer Herkunft ist, da sind sich die meisten einig. „Garder“ bedeutet im Französischen so viel wie bewachen oder behüten, „la robe“ ist das Kleid, das Gewand oder – wer hätte es gedacht – die Robe. Eine Garderobe wäre demnach wortwörtlich eine Hüterin der Kleidung, wobei der Begriff zunächst die Räumlichkeit zur Kleideraufbewahrung bezeichnete und erst später auf das Möbel überging. Auch die Bezeichnung für die Gesamtheit an Kleidern einer Person als Garderobe leitet sich von dieser räumlichen Dimension her.

Verwirrung stiftet eventuell die Verwendung des Begriffs „garderobe“ im Englischen für ein Phänomen, das im Deutschen als Aborterker bekannt ist. Wie kommt diese rudimentäre mittelalterliche Toilette – als Erker an der Außenseite von Burgen und Schlössern angebracht und sich durch ein Loch im Boden gewissermaßen selbst entleerend – dazu, den gleichen Namen zu tragen wie unser Möbelstück? Glaubt man englischen Historikern, deckt sich die begriffliche mit der funktionalen Kongruenz. Will meinen: Offenbar nutzte man die Räumlichkeiten der Latrine – in dem Glauben, das im Urin enthaltene Ammoniak würde Fliegen fernhalten – zugleich als Aufbewahrungsort für Mäntel und andere Kleidungsstücke. Nun ja, diese Zeiten sind zum Glück vorbei.

Allein auf weitem Flur? Oder: Wohin mit der Garderobe?

Ein lichtdurchflutetes Vestibül, repräsentative Treppen schwingen sich zu beiden Seiten zur Galerie empor und die Jacken und Mäntel verschwinden unsichtbar hinter einer vertäfelten Tür, die sich nahtlos in die Raumarchitektur einfügt – träumen darf man ja. In der Realität sind die meisten Flure oder Dielen jedoch eher klein und schmal geschnitten und der Platz für eine Garderobe ist eng bemessen. Trotzdem soll sie natürlich möglichst viele Kleidungsstücke fassen und zudem (da sie ja im Grunde als Empfangskomitee für Bewohner und Gäste dient) einen guten ersten und am besten auch zweiten Eindruck hinterlassen.

Garderobenleisten und Wandgarderoben mit integrierter Hutablage (die sich natürlich ebenso gut für Schals, Mützen oder Accessoires eignet) sind wie geschaffen für die Aufgabe, kleine Räume bestmöglich zu nutzen. Der Stauraum darunter lässt sich effizient mit einem Schuhständer füllen, sodass alles, was beim Verlassen des Hauses vonnöten ist, mit einem Griff schnell erreichbar ist.

Ein Garderobenständer hingegen ist mobil, eignet sich für spontane Stellungswechsel und bietet darüber hinaus ausreichend Stauraum für Schirme. Die Kaffeehausatmosphäre, die sich insbesondere beim Anblick des Bugholz-Garderobenständers oder des im Stile der „Alten Nikolaischule“ gehaltenen Modells umgehend einstellt, gibt es gratis dazu. Vor dem inneren Auge wuseln livrierte Kellner, die Zeitungen hängen klassisch in ihren hölzernen Gestellen an der Wand und auf dem Tisch dampft die Melange neben einem Stück Apfelstrudel. Wer würde sich das nicht in die eigenen vier Wände holen wollen?

Wenn sich neben der Garderobe selbst noch ein freies Plätzchen in der Diele finden lässt, danken müde Füße es Ihnen, wenn Sie den Raum mit einer Sitzgelegenheit füllen. Sich kurz zum Schuhean- oder -ausziehen zu setzen schont den Rücken und oft auch das Schuhwerk. Eine Truhenbank bietet überdies weiteren nützlichen Stauraum – wovon man in der Regel niemals genug haben kann. Eine gut organisierte Garderobe – und jetzt sprechen wir ausnahmsweise von den Garderobenmöbeln in ihrer Gesamtheit, von der Garderobe als räumliches Konstrukt – spart Zeit und Nerven beim morgendlichen Aufbruch. Und das sollte man ihr wirklich hoch anrechnen. Denn morgens zählt jede Minute.