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Wollsocken – die Klimaanlage für den Fuß

Einmal in eine Schublade gesteckt, ist es schwierig wieder herauszukommen. Das gilt auch für Wollsocken. Hartnäckig haften ihnen die Etiketten „für kalte Damenfüße“ und „Wintersport“ an. Und auch wenn es sich in beiden Fällen um veritable Einsatzgebiete handelt, können Wollsocken noch so viel mehr. Nicht nur die frierende Frau, auch der fußtranspirierende Gatte ist mit Socken aus Wolle gut beraten: Wie eine natürliche Klimaanlage wärmt das Naturmaterial an kalten Tagen und schützt bei Hitze vor übermäßigem Schwitzen. In diesem Sinne: Schublade auf, Wollsocke raus. Im Kopf und im Kleiderschrank.

Jetzt bloß keine kalten Füße bekommen.

Wollsocken als Allheilmittel bei kalten Füßen sind und bleiben der klassische Anwendungsbereich. Dabei ist es entgegen eines weitverbreiteten Irrtums nicht die Wolle selbst, die wärmt, sondern die in ihr eingeschlossene Luft. Bis zu 85% des Gesamtvolumens eines Wollgewebes besteht aus zwischen den Fasern eingeschlossenen Luftbläschen, die wie ein Polster wirken und Körperwärme nicht hinauslassen.

Tatsächlich sind es neben den Händen und der Nase in der Regel die Füße, die als Erstes unter sinkenden Temperaturen leiden, ganz unabhängig von etwaiger Bekleidung. Sind die Ressourcen begrenzt, priorisiert der Körper ganz automatisch und führt die verbleibende Wärme den Körperregionen zu, die sie am dringendsten brauchen: den lebenswichtigen Organen. Und so hart das klingt – unter diesem Gesichtspunkt sind Füße verzichtbar. Nur wer sie vorausschauend mit isolierenden Wollsocken schützt, verhindert effektiv ein Auskühlen. Und das ganz ohne den unangenehmen Nebeneffekt eines Feuchtbiotops zwischen den Zehen, das viele andere Materialien als kostenlose Dreingabe zur Wärmeleistung im Angebot haben.

In trockenen Tüchern. Mit Wollsocken gegen Schweißfüße.

Wolle kann im Gegensatz zu Baumwolle oder gar Kunstfasern ordentlich einstecken. Bis zu einem Drittel ihres Trockengewichts vermag die Faser an Wasserdampf aufzunehmen, ohne sich feucht anzufühlen. Gleichzeitig wird die Nässe schnell nach außen abgeführt, sodass Schweißgerüche verhindert werden, bevor sie entstehen. Denn erst der Kontakt mit Bakterien, die sich auf der Hautoberfläche befinden, schenkt dem Schweiß die olfaktorisch herausfordernden Noten, die ihm seinen schlechten Ruf eingebracht haben. Wer um seine Wollsocken herum allerdings Schuhe aus begrenzt atmungsaktiven Materialien trägt, darf sich nicht wundern, wenn der Effekt ausbleibt. Irgendwann läuft das Fass über und dann kann auch die beste Socke nichts mehr richten. Qualmende Wollsocken sind daher mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Resultat falscher Schuhwahl und nicht der Strumpffaser anzulasten.

Der Hinweis sei an dieser Stelle gestattet, dass Wollsocke natürlich nicht gleich Wollsocke ist. Wer für schwitzende Füße leichteren Strick und für frierende Extremitäten ein gröberes Gewebe wählt, ist gut beraten. Aber das versteht sich vermutlich von selbst.

Wollsocken waschen sich nicht selbst.

Obwohl Wolle fast so etwas wie eine natürliche Selbstreinigungsfunktion besitzt, kommt man nicht umher seine Wollsocken – wie jedes andere Fußkleid auch – von Zeit zu Zeit einer Wäsche zu unterziehen. Wer dabei ein paar einfache Hinweise beachtet, kann dazu beitragen, die überlegenen Materialeigenschaften der Wolle möglichst lange zu erhalten.

Jede Wollfaser ist an der Oberfläche mit (je nach Tier mehr oder weniger) Schuppen bedeckt und reagiert daher empfindlich auf mechanische Belastungen, besonders wenn sie im Zusammenhang mit Feuchtigkeit und höheren Temperaturen auftreten. Bei zu großer Beanspruchung stellt sie sich quer und verhakt sich mit benachbarten Fasern. Die Folge: Die Kleidungsstücke, in diesem Fall unsere Wollsocken, verfilzen und laufen ein.

Um dieses Ungemach zu verhindern, empfiehlt es sich, sie im Pflegeleichtprogramm bei 30 °C, am besten sogar im Woll- oder Handwaschgang zu waschen. Auch der Griff zu speziellen Wollwaschmitteln oder für Wolle geeigneten Feinwaschmitteln hat durchaus seine Berechtigung: Andere Produkte enthalten Enzyme, welche die empfindlichen Wollfasern angreifen und dem Filz ebenfalls Vorschub leisten. Und nicht nur in Politik oder Wirtschaft gereicht ein solches Beziehungsgeflecht niemals zum Vorteil – auch dem Fußklima kommt es keinesfalls zupass. Und das wollten wir schließlich fördern.