Tee kochen
Die Wahl der Teekanne – eine Wissenschaft für sich
Eine Teekanne ist eine Teekanne ist eine Teekanne. Sollte man meinen. Bei näherer Betrachtung des Sujets greift diese Weisheit – frei nach Gertrude Stein – aber zu kurz. Wer sich intensiver mit dem Thema Teezubereitung beschäftigt, wird schnell erkennen, dass Form, Material sowie Beschaffenheit der Tülle und (falls vorhanden) des Siebs einer Teekanne nicht nur den Nutzungskomfort, sondern auch das Teearoma entscheidend beeinflussen können. Themen, die einerseits von Liebhabern rund um den Globus immer wieder heiß diskutiert werden – nicht umsonst ist die Zubereitung von Tee vielerorts zeremoniell belegt oder ritualisiert –, andererseits ist auch die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Teekanne weiter verbreitet, als man gemeinhin annehmen würde.
Es gibt sie ganz klassisch aus Porzellan, in den offenporigeren Varianten Keramik und Ton, ganz distinguiert kommt Silber daher, gusseisern kommen sie oft aus Japan, Zinn findet man heute nicht mehr so häufig, Glas ist dagegen mittlerweile recht verbreitet, und der Purist greift auch schon mal zu Edelstahl. Rein optisch ist ein Favorit häufig flugs gewählt. Die Frage, welches Material am besten für eine Teekanne geeignet ist, geht aber weit über solch banale Motive hinaus.
Im Manufactum Sortiment dominieren Glas und Porzellan – aus gutem Grund. Beide Werkstoffe sind aufgrund ihres glatten Äußeren leicht zu reinigen und nehmen keine (oder zumindest kaum) Geschmacksstoffe an. Sie eignen sich daher auch für die Verwendung mit wechselnden Teearten, wohingegen besitzergreifende Teekannen aus porösen oder unglasierten Materialien aufgrund ihrer Tendenz, Aromen an sich zu binden, oft ausschließlich für eine Variante genutzt werden. Als besonders brauchbar erweisen sich Glas- und Porzellankannen in der Verwendung mit grünem und weißem Tee, die bei geringeren Temperaturen als ihr schwarzer Verwandter zubereitet werden sollten. Grundsätzlich jedoch sind beide Kannentypen tolerant veranlagt und vertragen sich mit allen Formen des Tees. Wer gerne Abwechslung auf die Teetafel bringt, ist mit einem solchen Exemplar gut beraten. Der Teepurist darf sich natürlich ebenfalls völlig frei fühlen und seine Teekanne einer dezidierten Nutzung zuführen.
Ursprünglich aus Frankreich: ein Klassiker von 1953
Mantelkanne Porzellan
Das Prinzip ist einfach: Zur Kanne aus weißem Porzellan gesellt sich eine genau passende Haube aus bekanntlich nicht gut wärmeleitendem Edelstahl, die innen mit einem Filz aus 50% Baumwolle und 50% Rayon ausgeschlagen ist. Dies bewirkt eine äußerst effektive Isolierung und unter dem Mantel bleibt, was in der Kanne ist – Kaffee oder Tee –, längere Zeit warm. Unser Kaffeefilter aus Steingut passt auf die Öffnung der Kanne.
Bauchig muss sie sein. Freischwimmer für die Teekanne
Haben Sie sich auch schon mal gefragt, warum Teekannen oft untersetzt und gedrungen wirken? Die bauchige Figur ist mitnichten Ausdruck von Gemütlichkeit – auch wenn das im Kontext der Entspannung, die eine gute Tasse Tee verheißen kann, gar nicht so abwegig erscheint –, sie beweist vielmehr die erprobte Laufrichtung von Funktion zur Form.
Klassischerweise wird Tee von jeher lose in der Kanne aufgebrüht. Denn je freier die Teeblätter sich im Inneren der Teekanne bewegen können, desto voller entfaltet sich das Aroma. Einerseits dehnen sich die getrockneten Blätter während des Aufgusses bis auf die doppelte Größe aus, andererseits lieben sie es, von allen Seiten vom heißen Wasser umspielt zu werden. Wer hätte dafür kein Verständnis – im wohlig-warmen Sprudelbad zeigt schließlich auch der Mensch raumgreifende Tendenzen. Folglich gilt: Eine weite und runde Ausformung des Kannenkörpers unterstützt den Tee in seiner persönlichen Entfaltung. Und wer wollte sie ihm verwehren?
Nun ist die freischwimmende Variante der Teezubereitung zwar die aromatischste, aber zugegebenermaßen auch nicht die komfortabelste. Wenn das Gerät nicht gerade über einen eingebauten Filter am Ausgang zur Tülle verfügt, so wie unsere japanische Teekanne, und die Blätter beim Ausgießen abfängt, muss vor dem Servieren noch ein Sieb zwischengeschaltet werden. Die Kannen im Manufactum Sortiment bieten daher optional – gewissermaßen als Zwischenlösung – geräumige Siebeinsätze, die den Teeblättern so viel Freiheit bieten, wie technisch irgend möglich.
Spannend, aber spannungsfrei. Gefäße aus "Jenaer" Glas
Borosilikatglas ist geruchs- wie geschmacksneutral und geeignet für den Einsatz in Ofen und Mikrowelle, auf dem Herd, in Kühlschrank und Spülmaschine. (Beachten Sie die Pflege- und Anwendungshinweise des Herstellers.)
Die Teekanne des Gestalters Tassilo von Grolman ist schlagender Beweis für einen gestalterisch unumstrittenen Entwurf, bei dem die Form dem Zwecke in erstaunlicher Weise gerecht wird. Die Teekanne selbst in Gestalt einer großen Halbkugel aus hitzebeständigem Duranglas und ein das ganze Volumen der Teekanne in Anspruch nehmendes Teesieb sorgen dafür, daß sich der Tee mitsamt seinen Wirkstoffen beim Ziehen ganz und gar entfalten kann - weil er sozusagen »frei schwimmt«. Die Glaskanne mit abnehmbarem Deckel wird in ein Metallgestell eingehängt, das gleichzeitig Griff und Stand bildet. Sie läßt sich zur gründlichen Reinigung leicht aus dem Gestell lösen. Hergestellt in Mettmann.
Die Tücken der Tüllen. Alles muss raus
Die Tülle, bisweilen auch liebevoll Schnabel oder Schnaupe genannt, ist keineswegs nur ein hübsches Accessoire einer stolzen Teekanne, wie eine Erzählung des dänischen Märchendichters Hans Christian Andersen den Leser glauben machen könnte. Sie sorgt für die Ausbringung der Farb- und Aromastoffe, die dazu neigen, sich am Boden der Teekanne zu versammeln, weshalb die Tülle im besten Fall – das besagen zumindest die Gesetze der Physik – weit unten in den Kannenkörper übergehen sollte.
Darüber hinaus ist die Tülle Dreh- und Angelpunkt des wohl wissenschaftlich am umfangreichsten erforschten Phänomens im Heißgetränke-Sektor: des Teekanneneffekts. Jeder kennt ihn, und kaum einer weiß ihn zu verhindern: den vorwitzigen Tropfen, der sich statt auf direktem Wege in die Tasse – unheilvoll am Körper der Teekanne entlang – auf die frisch gewaschene Tischdecke ergießt. Bereits seit 1938 widmen sich unzählige Studien diesem Kuriosum, das sich aber schließlich recht anschaulich aus dem Zusammenspiel von Ausflussgeschwindigkeit, Winkel, Füllstand, Material der Kanne und Oberflächenspannung des Tropfens erklären lässt. Wer diesen Tatbestand als bedrückend empfindet, hat nach neuesten Erkenntnissen wahlweise die Möglichkeit, eine Teekanne mit Abrisskante statt einem gerundeten Abschluss zu kaufen, kann einen wasserabstoßenden Streifen Tesafilm an der Unterseite der Tülle anbringen oder nutzt einen konventionellen Tropfenfänger.
Schlussendlich sollten Sie beim Kauf einer Teekanne daher ganz nach persönlichem Geschmack entscheiden – ganz egal ob ästhetischer oder gustatorischer Natur. Beides ist schließlich sehr subjektiv angelegt. Und kein Wissenschaftler dieser Welt wird eine für alle Teetrinker gültige Formel finden. Hauptsache, es schmeckt. Und zwar Ihnen.
Kurze innere Einkehr. Japanisches Teegeschirr
Japanisches Teekännchen, Blau
Die Teezeremonie, wie sie traditionell in Japan zelebriert wird, hat eine jahrhundertealte Geschichte. Ihre Regeln sind vielfältig. Dem, der daran teilnimmt, weisen sie einen Weg – sado, den Weg des Tees –, und sie werden geradezu als meditativ wahrgenommen. Denn darum geht es beim rituellen Genuss des heißen Getränks: Ruhe zu finden, den Alltag zu verlassen und einen Moment der Achtsamkeit zu üben. Unser Teegeschirr mag, ganz unzeremoniell, diesem Zweck genauso dienen. Es kommt von der südlichsten der japanischen Inseln, aus der Stadt Arita, deren Geschichte seit dem frühen 17. Jahrhundert mit dem Werkstoff Porzellan verbunden ist.